Epidauros auf der Peloponnes
Epidaurus ist die bedeutendste Kultstaette fuer den Heilgott
Asklepios in ganz Griechenland. Epidaurus liegt auf der Peloponnes,
in der Region Argolis ca. 30 km von der Stadt Nafplion und etwa
13 km von der Stadt Archaia Epidavros entfernt.
Die ersten Spuren menschlicher Besiedlung im Bereich von
Epidauros auf der Peloponnes wurden fuer das 3. Jahrtausends v. Chr.
nachgewiesen und zwar auf einer vom spaeteren Kultbezirk ca.
2 km entfernt liegenden Anhöhe, einem Teil des Berges Kynortion.
Im 7. Jahrhundert v. Chr. entstand hier die erste Kultstaette,
deren Reste anhand eines Aschealtars
(= aufgehaeufte Aschereste der Opfergaben)
entdeckt werden konnten. Hier wurde der Gott Apollon Maleatas
verehrt, fuer den man einen kleinen, einfachen Tempel baute,
der spaeter um eine Stoa erweitert wurde.
In römischer Zeit wurde diese Anlage durch eine Zisterne,
einen Brunnen und ein Gebaeude mit Hof ergaenzt. Hierbei ist
erstaunlich, dass diese Staette bis ins 5. Jahrhundert n. Chr.
in Gebrauch war, obwohl schon rund ein Jahrtausend zuvor in der
Ebene des nahe gelegenen Epidauros selbst die Verehrung von
Maleatas durch Identifizierung des Asklepios mit diesem Gott
uebernommen worden war.Mit dem Siegeszug des Christentums verloren die alten Kultstaetten
zunehmend an Bedeutung. Diese Entwicklung ist auch in Epidauros
erkennbar. Im Jahre 426 n. Chr. kam es zur offiziellen
Schliessung der Anlage.
Das Heilverfahren
Die Forschung stellt sich den Besuch des Asklepios-Heiligtums
in etwa so vor:
kultische Reinigung in einem der zahlreichen Brunnen bzw. im Brunnenhaus,
Opfer an Apollon,
Schlafen im Abaton, um im Traum durch den Gott Asklepios selbst
zu erfahren, welche Heilmethode fuer einen selbst die
geeignetste ist. In spaeteren Zeiten wurden hier wohl auch
Hypnoseverfahren angewandt, um die Frage nach der
Behandlungsmethode zu klaeren.
Gespraeche mit einem Priester fuer das anzuwendende Heilverfahren.
Dabei konnte es sich um Baederkuren, Entspannungskuren, aber
auch um operative oder medikamentoese Verfahren bzw. um eine
Kombination aus alledem handeln.
Fuer den Zeitraum der Behandlung bezog der Patient ein Zimmer
im Gaestehaus.
Als ein Teil der Therapie galten stets auch kulturelle Angebote.
Nicht zuletzt deshalb besass Epidauros ein grosses Theater
und eine Bibliothek.
Die Asklepieia
Bei den Asklepieia handelt es sich um so genannte Panhellenische
Spiele wie etwa die in Olympia, Delphi, Isthmia oder Nemea.
Allerdings waren die in Epidauros nicht so bedeutend wie die
eben genannten. Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. fanden sie hier
in Epidauros alle vier Jahre und zwar neun Tage nach denen in
Isthmia statt.
Urspruenglich handelte es sich um rein athletische Wettkaempfe,
spaeter kamen dann kulturelle Disziplinen hinzu.
Theater
Theater in EpidaurosDas imposanteste und auch heute noch
auff䬬igste Bauwerk von Epidauros ist zweifellos das grosse,
in einen Hang gebaute Theater mit grandiosem Blick auf die
Berglandschaft der Argolis. Es stammt aus dem 3. Jahrhundert
v. Chr. (~ 330 v. Chr.), also aus hellenistischer Zeit.
Besonders die grosse, halbkreisfoermige Zuschauertribuene(koilon),
die nach einem Umbau um ca. 170/160 v. Chr. bis zu 14.000
Personen Platz bietet, beeindruckt auch heutige Besucher.
Die runde Orchestra, der Spielort des Chores im klassischen
antiken Drama, wurde nach hinten von einem Buehnenhaus
(skene) abgeschlossen, von dem heute jedoch nur noch die
Fundamente erhalten sind. Die Skene diente einst als
Umkleidemoeglichkeit, zur Lagerung wichtiger Theaterrequisiten
und nach einem Wandel in der Auffuehrungspraxis zu Anfang
des 3. Jahrhunderts v. Chr. Â- auch als Auftritts- und Spielort
der Darsteller.
Die Buehnenwand war entweder mit Bildern bemalt oder mit
Tafeln behangen, wodurch fuer das jeweilige Stueck die
Theaterkulisse kreiert werden konnte.
Das Theater verfuegt ueber eine exzellente Akustik,
sodass man auch von den obersten Reihen jedes Wort verstehen
kann. Erreicht wird dies vermutlich durch die nach unten
gewoelbte Form der Sitzsteine.
Seit 1952 werden hier wieder regelmaessig klassische Dramen
vorgefuehrt und ziehen wie damals Zuschauer aus ganz
Griechenland in den Sommermonaten nach Epidauros.
Abaton
Bei dem Abaton handelt es sich einen rechteckigen Bau
(21 m × 24 m), dessen Anfaenge in das 6. Jahrhundert v. Chr.
zurueckreichen. Damit ist er das aelteste Gebaeude des heiligen
Bezirkes. Zur Zeit der Verehrung des Asklepios diente es wohl
als Schlafsaal fuer die Patienten. Die Kranken legten sich zum
Heilschlaf nieder und warteten, dass der Gott sie heile.
Die Propylaeen
stellen den eigentlichen Eingang zum antiken
Epidauros dar. Der Besucher durchschritt zunaechst die zwei
Saeulenhallen mit ihren jeweils sechs Saeulen, bevor er die
heilige Strasse in Richtung Heiliger Bezirk betrat.
Diese Eingangshallen wurden vermutlich zwischen 340 und
320 v. Chr. erbaut.
Der Tempel des Asklepios
Sehr klein (23 m × 11 m) erscheint der Tempel fuer den
hier am verehrten Gott. Der Bau wurde im 4. Jahrhundert
vom Architekten Theodotos von Phokaia im dorischen Stil erbaut.
Dass es sich dennoch um den wichtigsten Tempel der gesamten
Anlage gehandelt haben muss, kann man anhand der Beschreibung
des sich einst hier befundenen Kultbildes des Gottes erahnen.
Es soll von Thrasymedes von Paros um 350 v. Chr. in Nachahmung
der durch Phidias gestalteten Statue des olympischen Zeus aus
Elfenbein und Gold gemacht worden sein.
Die Tholos
Das aus Sicht der Architekturgeschichte interessanteste Gebaeude
der Anlage ist die sogenannte Tholos. Es handelt sich hierbei
um einen von 26 dorischen Saeulen umgebenen Rundbau, der im
Tholos-Gebaeude hatten urspruenglich einen rein sakralen Charakter,
dienten spaeter jedoch verschiedenen Zwecken.
Das Stadion von Epidaurus
In einer Senke befindet sich das aus dem 5.
Jahrhundert v. Chr. stammende Stadion von Epidauros,
das insgesamt um einiges besser erhalten ist als das
historisch bedeutendere Stadion von Olympia. Die Laufflaeche
ist 21,5 Meter breit und 181,3 Meter lang. Die Startanlage
und die an den L䮧sseiten befindlichen antiken Sitzreihen
sind noch teilweise vorhanden - auf einer Seite liegen sie so,
wie sie ausgegraben wurden, auf der gegenueberliegenden Seite
sind sie nach antiken Vorbildern geordnet. Sie Sitze sind zum
Teil aus dem Fels gehauen, zum Teil gemauert worden.
Das Stadion ist durch einen
unterirdischen Gang mit dem Gymnasion,
dem Ort, wo sich die Athleten zur Wettkampfvorbereitung
aufhielten, verbunden.
Zu Demonstrationszwecken werden auch heute noch Wettbewerbe
in dem Stadion ausgetragen.
Das Museum Epidaurus
In den Jahren 1905 bis 1907 wurde auf dem Areal des Heiligtums
ein kleines Museum eingerichtet, in dem Statuetten, die kleinen
Kultfiguren aus Keramik und Marmor, gezeigt werden, einige
Statuen der verehrten Goetter, ein Modell der Tholos und andere
Gegenstaende, die bei den Grabungen gefunden wurden.